Die 7 Geheimnisse von Bologna
„
La grassa, la dotta, la rossa“ - „Die Fette, die Gelehrte, die Rote“, so wird
Bologna von ihren Bewohnern liebevoll genannt. „Die Fette“ wegen des bolognesischen Essens - Bologna ist nämlich nicht nur kulturell interessant, sondern auch kulinarisch! „Die Gelehrte“, weil die Universität Bolognas die älteste Europas und die drittälteste der Welt ist. „Die Rote“ kann auf zwei Arten interpretiert werden. Zum einen wegen der Vielzahl an roten Dächern, die das Stadtbild prägen. Zum anderen wegen der politischen Vergangenheit der Stadt: lange Zeit wurde Bologna von den politischen Linken regiert.
Bologna hat für einen Städtetrip viel zu bieten und wer gerne eine etwas andere Stadttour machen möchte, sollte sich die „
7 Secreti di Bologna“ anschauen - Die „7 Geheimnisse von Bologna“.
1. Canabis Protectio
Das erste Geheimnis Bolognas findest du auf der Via dell´Independenza - die große Straße, die vom Hauptbahnhof zum Piazza Maggiore führt. Unter dem Bogengang, wo die Straße auf der Seite des Piazza Maggiore aufhört, siehst du ein Symbol auf dem Boden mit dem Schriftzug „Canabis Protectio“, was soviel heißt wie „Canabis beschützt dich“. Wer jetzt denkt, Bologna hätte eine dubiose Vergangenheit irrt sich. Cannabis wurde früher verwendet, um Kleidung herzustellen und auf diese Verwendung führt der Spruch zurück.
2. Neptunstatue
Die Geschichte der Neptunstatue am Piazza Nettuno ist tatsächlich ein Fun Fact. Dazu muss man wissen, dass die Stadt Bologna sich schon früher oft gegen die Kirche aufgelehnt hat. Überall findet man kleine Hinweise, die auf eine rebellische Vergangenheit schließen. Falls du dich je gefragt hast, warum die männlichen Geschlechtsteile von alten Statuen besonders klein ausfallen: damit hat natürlich die Kirche zu tun. Es war nicht erlaubt, einer nackten Statue einen großen Penis zu verleihen, um keine Aufmerksamkeit auf besagte Stelle zu lenken. Der Schaffer der Neptunstatue Giovanni da Bologna hat einen Weg gefunden, sich dagegen aufzulehnen. Wenn du rechts hinter der Statue in einem gewissen Winkel stehst, sieht der linke Daumen des Neptun aus wie ein erigierter Penis, der Richtung Kirche zeigt.
3. Die „sprechenden“ Säulen
Am nebeliegenden Piazza Maggiore findest du eine architektonische Besonderheit. Im Palazzo del Podestà befinden sich nämlich 4 Ecksäulen, die ebenfalls ein Geheimnis bergen. Dir wird direkt auffallen, dass die Menschen dort merkwürdigerweise mit dem Kopf zur Wand stehen, besser gesagt zur Ecke. Das hat einen Grund. Die Säulen sind so konstruiert, dass wenn jemand etwas in die eine Ecke flüstert, eine Person in der diagonal gegenüber liegenden Ecke stehend alles problemlos hören kann. Das erlaubte den Menschen früher Beichten abzulegen, Diebstähle zu planen oder geheime Liebesbekundungen zu machen. Probier es selbst aus! Ich konnte vorher auch nicht glauben wie gut das funktioniert.
4. Drei Pfeile
Das nächste Geheimnis von Bologna ist erst einmal nicht so einfach zu finden, auch wenn man direkt davor steht. Auf der Strada Maggiore, nicht weit von den Zwillingstürmen entfernt, fällt ein Abschnitt der Portici (Bogengänge) besonders auf. Wenn du dich darunter stellst und nach oben blickst, kannst du drei Pfeile ausmachen, die dort in der Decke stecken. Legenden und Mythen hinter diesen Pfeilen gibt es viele. Alle davon haben etwas frivoles an sich. In den meisten Geschichten lenkt eine nackte Frau am Fenster stehend, entweder Banditen oder ihren Ehemann ab, nachdem er sie mit ihrem Liebhaber erwischt hat. Die Schützen sind durch den Anblick des schönen, nackten Körpers der Frau so abgelenkt, dass sie die Pfeile in die Decke schießen.
5. Krug im Turm
Das erste, was man bei einem Bologna-Besuch entdeckt sind die zwei schiefen Türme oder auch Zwillingstürme - Torre Garisenda und Torre Asinelli. Im Torre Asinelli - dem höheren von Beiden - soll sich der Legende nach ein zerbrochener Krug befinden. Dieser ist eine politische Metapher: Der Krug steht für die Konfliktfähigkeit des Gouverneurs der Stadt. Besteigt man den Torre Asinelli, kann man den Krug jedoch nicht sehen. Entweder wird er sicher aufbewahrt oder es handelt sich um ein Mythos. Es gibt allerdings noch eine Legende:
Die Studenten in Bologna sind sehr abergläubisch und eine Legende besagt, dass man den Turm nicht vor seinem Abschluss besteigen darf. Wenn doch, fällt man leider durch.
6. Klein Venedig
Was kaum jemand weiß - Bologna war auch einmal mit romantischen Wasserstraßen gesäumt, genau wie Venedig. Allerdings hat sich die Stadt irgendwann dazu entschieden, Straßen zu bauen und nun verlaufen die Kanäle nur noch unterirdisch. Es gibt allerdings eine Stelle, an der man einen Blick in das vergangene Bologna werfen kann. Auf der Via Piella gibt es ein kleines Fenster, durch das man einen der Kanäle sehen kann. Die Anblick erinnert tatsächlich an Venedig.
7. Teufelskopf
Wie bereits erwähnt, hat Bologna eine rebellische Vergangenheit hinter sich. Es gibt viele Stellen, an denen man sieht, dass die Bologneser schon immer weniger religiöser waren als der Rest Italiens. Den Bogengang am Palazzo della Mercanzania schmücken daher nicht nur Gesichter von Wohltätern der Stadt, sondern auch ein Teufelskopf. Die Darstellung des Teufels auf einem öffentlichen Gebäude war zu jener Zeit höchst ungewöhnlich und zeigt einmal mehr die Eigensinnigkeit der Stadt.
Weitere Sehenswürdigkeiten von Bologna
Abgesehen von den 7 Geheimnissen, kann man in Bologna auch ganz viele andere Sehenswürdigkeiten bewundern. Am auffälligsten sind die Zwei Türme, die sich direkt im Zentrum befinden. Der Torre Garisenda ist 48 Meter hoch und der Torre Asinelli 97 Meter. Vom Torre Asinelli aus, hast du einen wunderbaren Blick über Bologna und seine Sehenswürdigkeiten.
In unmittelbarer Nähe findest du den größten Platz in Bologna, den Piazza Maggiore. Der Platz ist eingerahmt durch eine Kirche (Basilica San Petronio), die Bibliothek und den Palazzo del Podestà.
Außerdem befindet sich hier der Grundstein zur ältesten Universität Europas.
Die Universität von Bologna wurde bereits im 11. Jahrhundert (1088) gegründet. Die Uni, die die Studenten heutzutage besuchen, befindet sich größtenteils auf der nicht weit entfernten Via Zamboni. Doch die ursprüngliche Universität, in welcher zunächst nur Jura und dann auch Medizin gelehrt wurde, befindet sich im
Palazzo dell’Archiginnasio. Die Decken und Wände des Palastes sind mit Wappen der ehemaligen Studierenden geschmückt, zu denen unter anderem Dante Alighieri, Albrecht Dürer oder Erasmus von Rotterdam gehörten.
Am interessantesten fand ich das anatomische Theater. In der Mitte befindet sich ein Marmortisch und drum herum Sitzbänke aus Holz, von denen aus die Studenten damals die Sezierungen beobachten konnten. Diese fanden wohl zu Anfang nur nachts und im Winter statt. Auch interessant ist die alte Bibliothek im selben Gebäude.
Ein weiteres Highlight auf dem Hauptplatz: Im Sommer ist hier ein
Open Air Kino aufgebaut, welches jeden Tag kostenlose Filme zeigt. Viele davon werden mit englischem Untertitel gezeigt. Die beste Vorstellung war meiner Meinung nach die mit den Charlie Chaplin Filmen: während der Film lief, hat unter der Leinwand ein Live-Orchester gespielt.
Auch hier gibt es einen Aberglauben unter den bologenesischen Studenten:
Angeblich bringt es Unglück, diagonal über den Platz zu laufen. Viele Italiener kreuzen den Platz daher niemals direkt, sondern laufen außen herum.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die
Sette Chiese - die 7 Kirchen. Die
Basilika Santo Stefano wirkt wie zusammengewürfelt. Kein Wunder - die einzelnen Teile wurden in verschiedenen Epochen erbaut und deshalb ist die Basilika Santo Stefano quasi sieben Kirchen in einer.
Nicht weit entfernt befindet sich das ehemalige
„Jüdische Viertel“. Dies war zu Zeiten des Faschismus ein „Ghetto“, in welches vor allem Juden, aber auch Oppositionelle, Homosexuelle und andere Minderheiten gelebt haben. In das Viertel gelangt du von der Strada Maggiore aus durch einen Torbogen, auf dem sich ein Teufelskopf befindet. H
eute findest du in dem Viertel interessante Street Art und versteckte kleine Bars.
Über der Stadt thront die
Kirche Santuario della Madonna di San Luca - von den meisten einfach
San Luca genannt. Sie liegt auf dem Collo della Guardia und wenn du sie zu Fuß erreichen willst, führt dein Weg dich durch
den längsten Bogengang der Welt! Die
Portici - also Bogengänge - prägen das Stadtbild von Bologna und sorgen dafür, dass man sich auch bei Regen ohne Schirm durch die Stadt bewegen kann ohne nass zu werden. Der längste Bogengang erstreckt sich vom Stadtzentrum bis nach San Luca hoch. Nach 3,7 km und vielen Treppenstufen hast du den Hügel erklommen und kannst dich auf einen wunderschönen Ausblick über Bologna freuen.
Essen in Bologna
Bologna ist auf jeden Fall ein Hotspot für jeden Liebhaber der italienischen Küche. Die Hauptstadt der Emilia-Romagna ist der Geburtsort von Tortellini, Mortadella und der berühmten Pasta Bolognese, welche dort „al Ragu“ heißt. Die italienischen Klassiker werden hier allerdings oft anders gegessen, als wir sie kennen. Die Tomaten-Hackfleischsoße (Bolognese) wird nie mit Spaghetti, sondern meistens mit Tortellini oder Tagliatelle gegessen. Die berühmten Tortellini werden auch gerne einfach nur mit Brühe gegessen. Eine gute Pizza oder typisch italienisches Eis kriegt man in Bologna natürlich auch an jeder Ecke.
Ich habe für Dich einmal meine absoluten Lieblingsadressen zusammengetragen:
Außerdem empfehle ich in einer der vielen Bars einen Aperitivo auszuprobieren. Hier bezahlst du meistens nur 7 oder 8 Euro, kannst dir einen Drink deiner Wahl bestellen und dich soviel du möchtest am Buffet bedienen. Meistens sind da sogar Desserts mit dabei. Die größte Auswahl hast du hier im Lab16 auf der Via Zamboni. Mein Lieblings-Aperitivo gab es im „Impero Caprarie“ auf der Via Caprarie (nicht weit von den Zwillingstürmen entfernt). Hier gibt es gute Cocktails, eine Pizza, plus das Aperitivo Buffet (mit echt gutem Essen und tollen Desserts) für nur 10€.
Geheimtipp: Die Secret Bakery!! Nachts/Morgens werden frische Backwaren günstig (und illegal) in einer Seitenstraße der Strada Maggiore aus einem kleinen Fenster raus verkauft. Die Bäckerei hat eigentlich keine Lizenz für den direkten Verkauf an Kunden aus ihrem Laden heraus, sondern backt offiziell nur um Cafés zu beliefern. Aus einem kleinen Seitenfenster heraus verkauft sie trotzdem morgens (meistens so gegen 3 oder 4 Uhr) frische Backwaren. Nach dem Feiern ist die Secret Bakery unbedingt einen Abstecher wert!
Tipps für Party in Bologna
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Via Petroni - charmante kleine Bars, hier versammeln sich viele Studierende zum vortrinken
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Dynamo (Via dell`Independenzia) - Tagsüber ein Fahrradgeschäft und Nachts ein Club. Hier gehen sehr viele italienische Studenten feiern.
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Millenium (Riva del Reno) - Es gibt zwei Dancefloors, einer mit Charts und einer mit Rock-Musik. Allerdings musst du hier Eintritt bezahlen, bzw. dir eine Art Mitgliedskarte Karte für 10€ machen lassen
Einmal in der Woche besetzen die Studenten in Bologna nachts die Uni, um dort zu feiern. Als ich dort war (2016) war das jeden Dienstag. In der philosophischen Fakultät auf der Via Zamboni konnte man dann auf einem Dancefloor tanzen und an einer provisorischen Bar (ein Tisch) günstiges Bier kaufen. Auch auf der Straße vor der Uni wurde gefeiert.
Im Sommer treffen die Italiener sich generell gerne draußen auf den verschiedenen Piazzas, um dort zu trinken und zu reden.
Aber Vorsicht: Glasflaschen sind verboten! Fülle deinen Wein daher vorher in Plastikflaschen um oder kaufe das Bier in Dosen bzw fülle es in Becher um.