Moldawien: Das Land, das niemand kennt

Moldawien ist eins der unbeliebtesten Touristendestinationen weltweit. Ich erzähle dir, warum du trotzdem hinfahren solltest.

vivienewe

„Moldawien? Wo liegt das überhaupt? Welche Sprache spricht man da? Heißt das nicht Moldau?“ Das sind so die üblichen Fragen, die ich bekomme, wenn ich sage, dass ich in Moldawien war. Um die wichtigsten Fakten vorwegzunehmen (und dir das googeln zu ersparen): Moldawien liegt zwischen der Ukraine und Rumänien. Die offizielle Amtssprache ist rumänisch, aber fast jeder dort spricht auch russisch und der offizielle Name des Landes ist Republik Moldau - umgangssprachlich hat sich aber der aus der russischen Übersetzung kommende Begriff „Moldawien“ durchgesetzt.



Viel Ursprünglichkeit und Tradition


Moldawien ist touristisch noch sehr unerschlossen - um genau zu sein ist es das 5. unbeliebteste Reiseziel der Welt. Wenn man auf der Suche nach Traumstränden, Städten voller Sehenswürdigkeiten oder einer guten touristischen Infrastruktur ist, dann ist man in Moldawien zugegebenermaßen auch falsch. Wer Trendzielen hinterhertragt und auf der Suche nach dem nächsten Hotspot für Reiseblogger ist, wird von dem kleinen Land in Osteuropa vermutlich enttäuscht. Das heißt aber nicht, dass es die Reise nicht wert ist. Gastfreundschaft, guter Wein, authentische Volksfeste, grüne Landschaften, traditionelle Dörfer, vermischte Kulturen - all das ist Moldawien.


Im Land des Weines - Moldawien


Wusstest du zum Beispiel, dass der größte Weinkeller der Welt in Moldawien liegt? Milestii Mici beherbergt 1,5 Millionen Weinflaschen in einem 200 Kilometer langen unterirdischen Tunnelsystem. Man muss mit einem eigenen Auto anreisen, mit dem man dann auch durch das Kellergewölbe fährt. Wer auf eine Weinverkostung (sehr empfehlenswert!) nicht verzichten will, sollte sich im Vorfeld eine organisierte Tour buchen, bei der man dann mit einem Minibus vom Hotel abgeholt wird. Das geht zum Beispiel beim Touristenbüro in Chisinau. Milestii Mici ist allerdings nicht das einzige Wein-Highlight: Nahe der Hauptstadt Chisinau liegt auch Cricova - ebenfalls ein kilometerlanger Weinkeller in einem ehemaligen Kalkstein-Bergwerk. Cricova ist nicht wesentlich kleiner als Milestii Mici - es ist der zweitgrößte Weinkeller der Welt - und für Touristen deutlich einfacher zu erreichen. Hier gibt es auch einige Highlights: zum Beispiel kann man Weinsammlungen von Angela Merkel, Queen Elizabeth oder Wladimir Putin bewundern. Wladimir Putin soll sogar seinen 50. Geburtstag in Cricova gefeiert haben.

Gerüchten zufolge soll sich der Astronaut Turin Gagarin einmal in den Kellergewölben verlaufen und danach gesagt haben: „It is harder to leave Cricova than to leave Earth“. 

Außerdem beinhaltet dieser Weinkeller ein eigenes Kino! Wenn du im Februar im Moldawien bist, solltest du dir das Underland-Festival auf keinen Fall entgehen lassen. Das ist ein Festival direkt im Cricova Weinkeller. Dort gibt es das volle Programm: viele kostenlose Weinproben, traditionell moldawisches Essen und viele Bühnen, auf denen die verschiedensten moldawischen aber auch internationalen Bands für gute Stimmung sorgen. Ein Ticket kostet 250 Lei (ca. 12,50€) und es lohnt sich wirklich.
Ein weiteres Weingut, das ist mir angesehen habe ist „Castel Mimi“. Es liegt nicht weit von Chisinau entfernt und steht auf einer wunderschönen Anlage. Der Kontrast zur Umgebung ist hier sehr stark, weil das Schloss und die komplette Anlage sehr neu und hochwertig sind. Hier haben wir eine geführte Tour mit anschließender Weinverkostung gemacht. In Castel Mimi kann man außerdem noch übernachten. Es gibt kleine aber luxuriöse Bungalows und sogar einen Pool.

Wein spielt in Moldawien kulturell und wirtschaftlich generell eine sehr große Rolle. Nicht umsonst wurde der einzige Flughafen des Landes in „Wines of Moldova Airport“ umbenannt. Viele Moldawier machen ihren eigenen Wein zu Hause und einige verkaufen ihn dann auf dem zentralen Markt in der Hauptstadt oder einfach am Straßenrand. Vom Kauf dieser Weine würde ich abraten, da die Qualität nicht unbedingt immer gut ist. Sollte dich allerdings ein Moldawier einladen, seinen hausgemachten Wein mit ihm zu trinken, solltest du das auf keinen Fall ablehnen! Zum einen weil es als unhöflich gilt und zum anderen weil dieser Wein dann meistens auch wirklich gut ist. Ebenfalls typisch für das Land sind seine Volksfeste. Es gibt eigentlich so gut wie jeden Monat irgendwo ein Fest und die meisten davon sind in Chisinau. Die Hauptstraße „Stefan cel Mare“ wird für Autos gesperrt, es werden Bühnen aufgebaut und zahlreiche Stände locken mich moldawischen Köstlichkeiten oder schönen Souvenirs.

Infobox: Mashrutka
In Chisinau gibt es drei verschiedene Arten von Bussen: Busse, wie wir sie kennen, Trolleybusse, welche an Stromleitungen angeschlossen sind und Minibusse - Mashrutkas. Mashrutka fahren ist ein Abenteuer für sich und wer sich traut, sollte es wagen. Es gibt keine offiziellen Haltestellen. Die Mashrutkas haben eine Route und können überall auf dem Weg angehalten werden. Dazu einfach die Hand ausstrecken, als würde man trampen. Wenn man aussteigen möchte, muss man dem Fahrer kurz vorher rechtzeitig Bescheid geben. Bei fehlenden Sprachkenntnissen ist Mashrutka fahren deshalb erst einmal eine Herausforderung, aber sicher nicht unmöglich.



Chişinău


In der Hauptstadt selber, merkt man am wenigsten davon, dass man sich im ärmsten Land Europas befindet. Von den insgesamt 3,5 Mio Einwohnern der Republik leben kanpp 350.000 in der Hauptstadt. Wunderschöne, liebevoll gepflegte Parks; Restaurants, Cafés und Bars im Übermaß. Modisch gekleidete und perfekt gestylte Frauen und Jugendliche mit iPhones - all die Dinge passten so gar nicht in das Klischeebild, das ich von Moldawien hatte. Und doch versteht man die Widersprüchlichkeit des Landes hier vielleicht am besten. Ich habe im Stadtteil „Botanica“ gewohnt, welchen man als erstes durchquert, wenn man vom Flughafen aus in die Stadt fährt. Der Bus Nummer 30 fährt vom Flughafen aus direkt in die Innenstadt. Das Ticket kauft man im Bus selber. Es geht jemand herum, der von jedem 2 Lei (also ca. 10 Cent) einsammelt und dir im Austausch ein Ticket gibt. Für große Koffer muss man manchmal ein extra Ticket kaufen. Dass du die Stadt erreicht hast, sieht du an den sogenannten „Stadttoren“, welches eigentlich nur zwei Hochhäuser sind, deren Größe sich an den Seiten abstuft. In der Innenstadt tummelt sich alles in unmittelbarer Nähe der Hauptstraße „Stefan cel Mare“. Der Nationalheld ist quasi omnipräsent in der Republik Moldau. Statuen, Parks, Straßen - in jeder Stadt stoßt ihr auf den ehemaligen Fürsten. Gehst du die Hauptstraße in Chişinău entlang, siehst du bereits einige schöne Gebäude, wie die Orgelhalle, einige Regierungsgebäude und eine orthodoxe Kirche mit typisch goldenen Kuppeln. Am Ende der Straße findest du auch schon die Hauptattraktion: Die Kathedrale und den Triumphbogen.

Neben der Orgelhalle befindet sich ein kleiner Souvenirmarkt, auf dem du wunderbar moldauische Andenken kaufen kannst. Von selbsgemachtem Schmuck bis hin zu kuriosen Überbleibseln aus der Sowjetunion findest du hier alles. Solltest du allerdings nicht fündig werden gibt es noch den „Piata Centrala“, also den Zentralmarkt. Um diesen zu erreichen, musst du von der Hauptstraße aus in die „Strada Armeneasca“ einbiegen und dann findest du den Markt auf der rechten Seite. Achte auf deine Tasche und versuche dich nicht zu verlaufen. Der Markt ist groß, voll und ziemlich unübersichtlich, aber hier findest du wirklich alles. So ziemlich alles ist hier deutlich günstiger als im Supermarkt, deswegen kaufen die meisten Moldawier hier ein.
Auch sehenswert sind die für ehemalige Sowjetstaaten typischen perfekt gepflegten Parks. Die tristen Plattenbauten, die Moldawiens Hauptstadt schmücken, können schonmal erdrückend sein und deswegen ist ein Abstecher in den Park immer eine gute Idee. Es gibt viele schöne Parks in Chişinău, aber meine Highlights waren: Valea Morilor und Trandafirilor. Im Park Trandafirilor gibt es sogar kleine Fahrgeschäfte - unter anderem ein Riesenrad - und auf dem See kann man sich ein Tretboot mieten. Gerade im Sommer weiß man das Stück Natur in der Großstadt zu schätzen.


Essen & Trinken in Chişinău

  • La Placinte – günstige Restaurant-Kette in Moldawien. Hier findest du alle traditionellen Gerichte
  • Eli Pili – mein Lieblings-Café/Restaurant in Chişinău, einfach weil mir das Ambiente und die Einrichtung gefallen. Der Laden hat 24/7 geöffnet und am Wochenende kann man hier auch Karaoke singen.
  • Tbilisi Restaurant – sehr leckeres georgisches Essen. Hier habe ich mich in die georgische Küche verliebt.
  • Draft – Draft ist eher eine Bar, hier kann man aber auch etwas essen. Es gibt mehrere Drafts in Chisinau, einige davon sind 24/7 geöffnet. Der Draft im Stadtteil Botanica verwandelt sich am Wochenende nachts in einen Club, in dem man auch tanzen kann.
  • Propaganda Café – ein kleines Café mit Vintage Charme, das für moldawische Verhältnisse etwas teurer ist. Hier gibt es gutes Essen in entspannter Atmosphäre.
  • Coffeemolka – kleines verträumtes Café im Zentrum von Chişinău. Sehr guter Kaffee und tolles Ambiente.


Streetfood in Moldawien

  • Placinta - Placinta ist DAS Streetfood in Moldawien. Ein Blätterteiggebäck meistens mit Kartoffeln, Weißkohl oder Brinza (Käse) gefüllt. Placinta gibt es in jedem Supermarkt und alle paar Meter auf der Straße zu kaufen und darf bei einem Moldawien-Besuch auf keinen Fall ausgelassen werden.
  • Kvas - Vor allem im Sommer findest du an jeder Ecke Kvas-Stände. Kvas ist ein Getränk, das aus fermentiertem Brot hergestellt wird und ist vor allem in Osteuropa weit verbreitet. Du kannst dir an den Ständen einen Becher mit Kvas kaufen oder auch direkt eine ganze Flasche. Im Winter findest du Kvas in jedem Supermarkt. 



Transnistrien


Es gibt zwei abgespaltene Regionen in Moldawien und eine davon ist Transnistrien. Es liegt an der Grenze zur Ukraine. Anfang der 90er Jahre entstand hier östlich des Flusses Dniester ein De-Facto-Regime, welches von keinem anderen Staat offiziell anerkannt wird. Dennoch existiert Transnistrien unabhängig von Moldawien und unter russischem Einfluss. Es gibt eine eigene Regierung, eine eigene Währung, eine eigene Verwaltung und eigenes Militär. Für mich klang das alles sehr surreal und bizarr, also wollte ich es mir mit ein paar Freunden ansehen. Wir haben eine Mashrutka (also einen Minibus) vom zentralen Busbahnhof in Chisinau genommen. Der Busbahnhof ist sehr unübersichtlich und es braucht eine Weile bis man die Ordnung im Chaos versteht. Es gibt drei verschiedene Ticketschalter, die jeweils unterschiedliche Fahrten verkaufen und manche Fahrten bezahlt man auch einfach beim Fahrer. Die Tickets für Transnistrien erhält man beim Ticketschalter auf der Rückseite des Busbahnhofes und von dort aus fährt auch der Minibus ab. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden, dann kommt man zum Grenzübergang.

Du solltest nicht vergessen, deinen Reisepass mitzunehmen, sonst kannst du nicht weiterfahren. Da Transnistrien kein offiziell anerkannter Staat ist, dürfen sie die Pässe nicht stempeln. Stattdessen bekommt man einen kleine Zettel auf dem dein Name, Geburtsdatum usw. In russisch geschrieben sind, sowie die Uhrzeit zu der du einreist und zu der du wieder ausreisen musst. Man darf sich nämlich nicht länger als 10 Stunden in Transnistrien aufhalten.

In Tiraspol (Transnistriens Hauptstadt) angekommen, hatte ich das Gefühl eine Zeitreise gemacht zu haben.

Interessierst du dich für Geschichte? Würdest du gerne wissen, wie es in der Sowjetunion so gewesen ist? Dann reise nach Transnistrien. Lenin-Statuen, Flaggen mit Hammer und Sichel sowie eine hohe russische Militärpräsenz warten hier auf dich. Auf dem Weg in die Stadt sehen wir immer wieder Schilder, die uns darum bitten, keine Fotos zu machen. Natürlich fotografierten wir trotzdem und es passierte nichts. Am Busbahnhof in Tiraspol wechselten wir zuerst unsere moldauischen Lei in transnistrische Rubel. Auf jedem Geldschein eine Institution des Multi-Konzerns „Sheriff“ abgebildet. Die Konzernkette Sheriff ist hier omnipräsent - Sheriff Bank, Sheriff Supermarkt, Sheriff Destillerie, Sheriff Hotel, Sheriff Stadion, Sheriff Mercedes-Niederlassung, Sheriff- Tankstellen usw. Im Sheriff Supermarkt jedenfalls staunen wir nicht schlecht - hier ist alles noch günstiger als in Chisinau, sämtliche alkoholische Getränke stammten aus der Kvint-Destillerie, welche - oh Wunder - zum Sheriff Konzern gehört. An der Kasse bekamen wir Plastikmünzen als Wechselgeld. Wo sonst bekommt man Geldmünzen aus Plastik?

So kalt und fremd dieser bizarre De-Facto-Staat auch wirkte, die Menschen waren nicht weniger freundlich und hilfsbereit als in Chisinau. Wir wollten weiter nach Bender, wo man sich eine Burg inklusive Foltermseum anschauen kann. Warst du auf Reisen schon an einem seltsameren Ort als in einem Foltermuseum in einem nicht existierenden Staat? Zufällig wurde an diesem Tag ein Fest in der Burg gefeiert und genau an diesem Tag wurde Eintritt genommen. Wir hatten leider nicht mehr genug transnistrische Rubel, um den Eintritt zu bezahlen, aber eine nette Bewohnerin half uns aus. Die Hilfsbereitschaft ist dort generell sehr hoch. Es gibt nicht viele Touristen, die sich nach Moldawien oder gar Transnistrien verirren und wenn, dann werden sie erst einmal wie Aliens betrachtet. Touristen sind - wahrscheinlich wegen ihrer Seltenheit - überall willkommen.


Orheiul Vechi

Ein Touristen-Highlight in Moldawien ist auf jeden Fall das Naturschutzgebiet Orheiul Vechi. Das Schutzgebiet ist außerdem ein archäologischer Fundort und eine heilige Siedlungsstätte. Hier kann man ein aus dem 17. Jahrhunderte stammendes Höhlenkloster besichtigen sowie die besondere Landschaft genießen. Die Atmosphäre in Orheiul Vechi ist sehr friedlich und entspannend. In dem Gebiet befinden sich nur drei sehr kleine Dörfer. In Trebujeni befindet sich die „Vila Roz“ - eine kleine, süße Unterkunft. Ich war nur in dem Restaurant des Gasthauses, kann aber sagen, dass es perfekt für einen entspannten Aufenthalt auf dem Land ist. Die Lage ist wirklich sehr idyllisch und von hier aus kann man Wanderausflüge machen oder ist auch schnell in Chisinau.

So gelangst du zu Orheiul Vechi: Hierhin kommst du nur mit einer Mashrutka, also einem Minibus. Auf dem zentralen Busbahnhof in Chisinau musst du nach einem Bus mit dem Ziel „Tribujeni“ suchen.

Vorsicht: Busse mit der Aufschrift „Orhei“ fahren nicht nach „Orheiul Vechi“! 

Auf der Webseite der „Vila Roz“ findest du einen Abfahrtsplan. Achte vor allem darauf, wann der letzte Bus zurück fährt! Der Minibus hält direkt vor dem Aufstieg zum Kloster und die Fahrt kostet ca 25 Lei (ungefähr 1,30€). 


Comrat

Ich habe den guten Wein und die zahlreichen Weinfeste bereist erwähnt und will euch das meiner Meinung nach beste natürlich nicht vorenthalten: Das beste und authentischste Fest ist meiner Meinung nach das Weinfest in Comrat. Comrat ist die Hauptstadt Gagauziens, einem autonomen Gebiet innerhalb der Republik Moldau. Gagauzien hat eine eigene Regierung und drei Amtssprachen: gagausisch, rumänisch und russisch. Anfang November jeden Jahres veranstaltet die Stadt ein Weinfest, bei dem man sehr günstig viele verschiedene moldauische Weine und Gerichte kosten kann. Die Einwohner tragen traditionelle Kleidung und zu der Live-Musik, die auf er großen Bühne gespielt wird, tanzt man den Volkstanz „Hora“. Authentischer und traditioneller geht es wirklich nicht.


Soroca

Sehenswert ist auch das kleine Städtchen Soroca. Von Chişinău aus brauchst du ca. 3 Stunden hierhin. Soroca wird auch „Stadt der Zigeuner“ genannt und die Hauptattraktion ist der „Gipsy Hill“: Die Zigeunerstadt liegt nämlich auf einem Hügel, was den Aufstieg etwas mühselig macht. Es lohnt sich aber, denn die Häuser der Sinti und Roma sind wirklich sehenswert. Hier findest du riesige prunkvolle Gebäude, die für eine kleine moldawische Stadt eigentlich total untypisch sind. 

Einige der Villen sind Nachbauten historischer Gebäude auf der ganzen Welt: der Petersdom, das Moskauer Theater oder das Capitol in Washington. 

Alles natürlich etwas kleiner als die Originale, aber trotzdem noch groß genug, um zu beeindrucken. Wenn du etwas genauer hinschaust, fällt dir allerdings auf, dass viele der prunkvollen Gebäude unbewohnt sind und teilweise gar nicht fertig gebaut. Oft fehlen die Fenster oder Türen. Die Dächer hingegen sind bei fast allen aufwendig verziert. Hier lebt auch der inoffizielle „Zigeunerkönig“ - natürlich ebenfalls in einer prunkvollen Villa. Soroca gilt als Geheimtipp für Touristen, findet aber immer häufiger Erwähnung auf Reiseblogs. Abgesehen vom Gipsy Hill gibt es in Soroca noch eine Burg direkt am Fluss und einen Aussichtspunkt oben auf dem Hügel. Soroca ist ein sehr schönes Ziel für einen Tagesausflug.



Geheimtipp: Lost Places Moldawien


Nicht so ganz legal, aber dafür umso aufregender: Überall in Moldawien gibt es verlassene Gebäude, die ihren ganz eigenen Charme haben. Ein Geheimtipp unter „Lost Places“-Suchern war lange Zeit der sowjetische Zirkus in Chisinau. Dieser wird inzwischen aber teilweise für Konzerte genutzt und der verlassene Teil ist deshalb nur noch schwer zu erreichen. Interessant fand ich auch die alte Synagoge auf dem jüdischen Friedhof. Er liegt etwas außerhalb vom Zentrum, ist aber mit dem Trolleybus gut zu erreichen. Ich fand den Friedhof an sich schon sehr interessant, doch die Überreste der alten Synagoge haben etwas magisches an sich. In der Tür sind ein paar Löcher zu sehen und einige Leute behaupten, das seien Einschusslöcher aus der Nazi-Zeit. Ob das stimmt weiß ich nicht. Heute umgibt die Synagoge jedenfalls eine sehr friedliche Atmosphäre.

Mein Highlight war ein 10-stöckiger Rohbau, der mal ein Hotel werden sollte. Das Gebäude steht neben der Metro und liegt zwischen dem Flughafen und der Stadt. Von einem bestechbaren Security-Guard nur halbherzig bewacht ist das Gebäude sehr zugänglich. Das Betreten erfolgt natürlich auf eigene Gefahr und ist nicht erlaubt. Es war trotzdem mein Lieblingsort in Chisinau. Auf jeder Etage des Gebäudes gibt es Graffity-Kunswerke zu bewundern und nachdem ich die 10 Stockwerke erklommen hatte, betrat ich das Dach. Eine Aussicht über die „Stadttore“ und weit darüber hinweg breitete sich vor mir aus. 

Wer die Schönheit Chisinaus und dessen Hochhaus-Romantik bisher nicht verstanden hat, erkennt sie spätestens dort.



Verschiedene Kulturen treffen aufeinander


Moldawien gehörte mal zu Rumänien und mal zur Sowjetunion. Die Einflüsse verschiedener Länder auf das kleine Land sind deutlich zu spüren. Das fängt schon bei der Sprache an: die offizielle Amtssprache Moldawiens ist rumänisch, doch sehr viele Moldawier sprechen auch russisch - einige sprechen sogar nur russisch. Das ist nicht immer nur eine Frage der Sprachkenntnis: oft drücken die Moldawier so ihre politische Haltung aus. Viele der älteren Einwohner Moldawiens sehen sich Russland stark verbunden, während vor allem junge Leute auf eine Annäherung an die EU hoffen. Dieser Zwiespalt spiegelt sich auch in der Politik des Landes wieder, was aber nochmal ein ganz anderes Thema ist. Denn bei all meiner Liebe, die ich während meines Auslandsaufenthaltes für dieses kleine Land und seine Bewohner entwickelt habe: mir ist natürlich auch bewusst, dass Moldawien von Korruption geprägt ist und von Oligarchen kontrolliert wird. Viele Moldawier haben angesichts dessen längst resigniert und das Land verlassen. Eine Frage, die ich deshalb nicht nur in Deutschland, sondern auch von Moldawien selber oft zu hören bekam war „Warum Moldawien?“ Ich glaube das versteht man nur, wenn man dort gewesen ist.

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